Warburg (red). Bei Nebel und kühlen Temperaturen haben sich am Sonntag, 7. Mai, um 7 Uhr morgens 15 Vogelfreunde in der Diemelaue unterhalb der Warburger Brauerei getroffen. Ziel der ornithologischen Wanderung waren die Reviere der Nachtigall. Der Exkursionsleiter Dr. Manfred Hölker von der NABU-Gruppe Warburger Land hatte in den Vortagen sieben Reviere dieser Art entdeckt.

„Die Diemelaue ist zwischen der Brauerei und der Diemelmühle sehr strukturreich mit alten Bäumen, Gehölzen und Wiesenflächen, so dass es eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensräumen gibt“, sagt er. Und tatsächlich, bereits nach fünf Minuten wurde die erste Nachtigall gehört. „Zwar etwas zurückhaltend und bescheiden trug sie ihren Gesang bei den kühlen Temperaturen vor. Die Stimme war noch nicht richtig geölt, so wie es sich für eine Meistersängerin mit einer echten Goldstimme gehört“, berichtet Dr. Manfred Hölker.

Insgesamt konnten in vier Revieren Nachtigallen gehört werden. Gesehen wurde leider keine. Hölker: „Das ist auch völlig normal, da Meistersänger morgens etwas lichtscheu sind. Die Nachtigall liebt als Gesangsbühne Gebüsche mit dichter Vegetation an feuchten Standorten. Die Art besiedelt in unserer Region nur Gebiete bis zu einer Höhenlage von 250 bis 300 mm ü. NN.“ Die Nachtigall trägt ihren Gesang nur in einem relativ kurzen Zeitraum Anfang Mai durch. Sobald sich die Paare gefunden haben, lässt der Gesang und die Balzerei stark nach. Das Brutgeschäft mit der Aufzucht der Jungvögel steht dann im Mittelpunkt, teilt Dr. Manfred Hölker weiter mit.

Ein Glanzlicht der Exkursion war ein rufender Wendehals. Manfred Hölker: „An seinem Brutplatz von 2016 rief er kurz. Außerdem waren Dorn-, Klapper-, Mönchs- und Gartengrasmücke zu hören. An drei Stellen sangen Feldschwirle, Kolkraben kwoxten, Grünspechte riefen und Buntspechte trommelten.“ Alles in allem war es ein gelungener Streifzug durch die Vogelwelt der Diemelaue zwischen Brauerei und Diemelmühle.

„Viele Teilnehmer kannten diesen Abschnitt der Diemel noch nicht und waren restlos begeistert von der Landschaft. Das frühe Aufstehen an einem Sonntag hatte sich gelohnt“, zieht Dr. Manfred Hölker die ausgesprochen positive Bilanz: „Allen wurde durch das Vorkommen der seltenen Arten eindeutig vor Augen geführt, wie schützenswert diese Kulturlandschaft in der Flussaue ist.“ Die Naturfreunde und Ökologen freuen sich darauf, dass die Diemel in den kommenden Jahren renaturiert wird, alte Flussarme wieder an den Fluss angeschlossen werden und der Fluss sich seinen Verlauf selber suchen darf. Davon wird auch die Nachtigall profitieren.