Warburg (red). Mit einem bundesweit einmaligen Projekt revolutionieren das Therapiezentrum Warburg, die Firma Goreha GmbH, der Neurowissenschaftler Professor Dr. Michael Jöbges und das Helios-Klinikum Warburg die deutsche Teletherapie. >Better in Better out< heißt dieses einmalige Projekt, das im März dieses Jahres ins Leben gerufen worden ist. In Holland ist dieses Konzept bereits seit drei Jahren erfolgreich im Gesundheitssystem etabliert.

Was sind die Inhalte von >Better in Better out<? Bevor Patienten ein neues Hüftgelenk oder ein neues Kniegelenk in einem Krankenhaus erhalten, trainieren sie 14 Tage vor der Operation das Gehen mit Stützen, das Aufstehen und Hinsetzen für die ersten zehn Tage nach der Operation und die gefahrlose Umsetzung von Alltagsaktivitäten nach der Operation. Darüber hinaus bereiten sie gemeinsam mit Physiotherapeuten ihr häusliches Umfeld so vor, dass keine Stolperquellen, ausreichende Beleuchtung, Haltegriffe und Sitzerhöhung vorhanden sind. So wird eine schnelle Mobilität und Rückführung in ein normales Leben nach der Operation gewährleistet.

In dem Warburger Kooperationsmodell >Better in Better out< ist die digitale webbasierte Teletherapie mit dem webbasierten Therapieprogramm CASPAR integriert. Die Patienten können 14 Tage vor der Operation ihre Übungen mit CASPAR und zusätzlich mit einem vom Therapeuten festgelegten Trainingsprogramm vor der Operation, direkt am ersten Tag nach der Operation und auch nach der Entlassung üben und trainieren. Sie stehen über CASPAR direkt mit ihrem Therapeuten in Kontakt und können auch Rückmeldungen zu ihren Übungen an den Therapeuten schicken. CASPAR wiederum gibt den Patienten und deren Therapeuten mit einem Smily Rückmeldung, wie gut und erfolgreich die Übungen ausgeführt wurden. So sind Patient und Therapeut stets über die Therapiefortschritte und Heilungserfolge informiert. Der Vorteil für den Patienten ist, dass sein Heilungserfolg schneller ist und seine therapeutische Begleitung vor, während und nach seiner Operation intensiver und aktueller sein kann. „CASPAR ist eine sinnvolle Ergänzung bei der Behandlung und Therapie unserer Patienten, die einen künstlichen Gelenkersatz bekommen“, so Dr. Ingo Müller, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am Helios-Klinikum Warburg. „CASPAR ersetzt nicht den Therapeuten, aber es erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Patienten und Therapeut immens, was wiederum zur rascheren Mobilität des Patienten beiträgt“, ergänzt der leitende Physiotherapeut des Klinikums, Manfred Maier. 340 Videos stehen aktuell in der App zur Verfügung. „Wir arbeiten an 60 weiteren Videos für die Handtherapie“, verrät Christoph Hofstetter vom Therapiezentrum Warburg. Dies ist bisher einmalig in Deutschland. Das Teletherapieprogramm CASPAR ist ein interdisziplinäres Therapieprogramm für orthopädische, neurologische, geriatrische Patienten. Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert, um das digitale >Better in Better out< Konzept auf seine Wirksamkeit hin prüfen zu können.

Die Idee hinter CASPAR: CASPAR ist konzipiert und nutzbar als ein webbasiertes, interaktives Therapie- und Trainingsprogramm für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sporttherapeuten, Logopäden und künftig auch Neuropsychologen. Unabhängig von Zeit und Ort können Patienten die persönlichen Übungs- und Trainingsaufgaben durchführen und anschließend in Form eines Videos oder Chats ein direktes Feedback zu jeder Übung geben. Dies dient der verstärkten Interaktion zwischen Therapeut und Patient, auch außerhalb des Behandlungsraums. Darüber hinaus kann so auch das Selbstmanagement des Patienten als solches optimiert werden. Die Idee zu CASPAR hatte der Gesundheitsökonom Maximilian Michels. Er war über viele Jahre operativer Geschäftsführer in den Rehabilitationskliniken für Neurologische Rehabilitation in Bennewitz/Leipzig und den Brandenburgkliniken/Berlin. Im Rahmen einer Strukturerhebung des therapeutischen Angebotes im Auftrag der DRV fand er heraus, dass der erworbene Rehabilitationserfolg der Patienten in der ambulanten Nachsorge aufgrund der unzureichenden therapeutischen Infrastruktur nicht langfristig gehalten werden konnte. Darum entschied er sich im März 2016, eine Online-Rehabilitationsklinik zu entwickeln, damit Patienten nach der Rehabilitation weiterhin therapeutisch versorgt werden können und eine Nachhaltigkeit des erworbenen Rehabilitationserfolges gegeben werden kann.

Die Entwickler: Der Neurologe und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Michael?Jöbges von der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera und Ärztlicher Direktor der Brandenburgklinik/Bernau sind von Anfang an seit März 2016 wissenschaftliche Berater für das Projekt CASPAR. Auch Christoph Hofstetter, Physiotherapeut, war zur Geburtsstunde von CASPAR mit an Bord und ist primär für die therapeutische Produktentwicklung und das inhaltliche Produktmanagement verantwortlich. Interdisziplinär wurde und wird er dabei von seinem interdisziplinären Team bestehend aus Tatjana Radovancev (Physiotherapeutin), Karin Ehrhardt (Ergotherapeutin), Katrin Vettermann (Ergotherapeutin), und Thomas Böhm (Logopäde) unterstützt.

Das chinesische Austauschprojekt: Neben dem Projekt >Better in Better out< ist seit dem 6. Juni das Helios-Klinikum Warburg Kooperationspartner im klinischen ärztlichen Bereich mit China. Der erste chinesische Arzt, Dr. Hao Feng, und Doktor für Medizin aus China erhält auf der Station für Geriatrische Rehabilitation im Warburger Krankenhaus die Möglichkeit, das interdisziplinäre Konzept geriatrischer Rehabilitation kennenzulernen. Darüber hinaus hospitiert er zwei Tage in der Woche im Therapiezentrum Warburg, um die interdisziplinäre therapeutische Teamarbeit in den Bereichen Neurologie, Orthopädie, Geriatrie und Handtherapie kennen zu lernen.

Wie kam dieses Projekt zustande? Im September 2016 stellte Wi Lei aus Berlin im Auftrag des chinesischen Gesundheitsministeriums im Therapiezentrum Warburg die Anfrage, ob eine chinesische Delegation aus Wuxii, in der Nähe von Shanghai die Konzeption des Therapiezentrum Warburg kennenlernen dürfe. Die Delegation bestand aus Ärzten, Verwaltungsleitern und Pflegedienstleitern. So ergab sich eine engere Zusammenarbeit mit dem Internationalen Rehabilitationsklinikum Wuxii und Christoph Hofstetter.