Warburg (red). Fünfzig junge Eichen werden am Donnerstagvormittag in der Diemelaue an der Brauerei gepflanzt. Warburgs aktive Rentner sammeln sich frühzeitig, ein Fahrrad nach dem nächsten trifft an der Kuhlemühle ein und Klaus Stalze bringt einen gut bestückten Anhänger mit: Allerhand brauchbares Gerät mit dem die Rentnergruppe in Warburg Hand anlegt, um die Hansestadt mindestens zu verschönern, im besten Falle nachhaltig zu verbessern. Und heute geht es um nachhaltiges Handeln, um ein Wirken, das Jahrhunderte überdauern kann und den Generationenvertrag achtet. „Wichtig ist, dass Ihr den Schülerinnen und Schülern vom Johnny Conny zeigt, wie fachgerecht gepflanzt wird“, begrüßt Michael Kohlschein, „wir müssen koordiniert arbeiten, die Schüler haben zwei Stunden Zeit“. 
 
Unterdessen ist die Klasse um Lehrerin Judith Honsel-Fabian zu Fuß unterwegs und wandert 4,5 Kilometer vom Schulstandort auf der Hüffert zur Brauerei, das dauert zunächst länger als gedacht. Die Verspätung fängt das achtköpfige Rentnerteam, im Alter von 72 bis 84 Jahren, auf und startet bei niedrigen Temperaturen tatkräftig. „Er ist ein guter Lehrmeister“, scherzt Manfred Meyer zu Eckehard Kröger, als dieser das erste Loch eingangs der Brauerei Brunnenwiese ausreichend tief aushebt, jedoch noch keinen Setzling pflanzt. Exemplarisch soll nach dem Anschneiden der Wurzeln und dem Kürzen der Baumspitze der Klasse das Einbringen der Wurzeln in den Boden gezeigt werden. Fünfzig Eichen in die Erde zu bringen, das sei für die aktiven Rentner eine schnelle Sache, doch es soll heute vor allem auch etwas vermittelt werden, freut sich Klaus Stalze, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsverein Warburg, über die Pflanzaktion. 
 
Bereits 2023 hatte eine Klasse des Warburger Berufskollegs zum Welttag des Artenschutz 123 Eichen im Diemelverlauf an der Brauerei gepflanzt. „Gut dreißig Eichen sind durch die Dürre im vergangenen Sommer nicht angegangen, besonders in einem Abschnitt mit sandigem Boden“, Michael Kohlschein, der die Eichen über den Sommer regelmäßig gegossen hatte, stellt Details dar, die für die Schülergruppe interessant sind.
 
Darina, die bei der ersten Pflanzaktion vor einem Jahr mit dabei war, zeigt sich zunächst erstaunt, „ich hätte gedacht, das geht schneller, die Bäume sind gar nicht viel gewachsen“, und Darina bekennt, es brauche wohl Ausdauer, einen Baum groß werden zu sehen. Dann legt sie los und setzt mit Ahmad den ersten Setzling in das von Eckehard Kröger vorbereitete Loch. „Wichtig ist, dass ihr die Erdkrumen locker um das feine Wurzelwerk bröselt, dann etwas andrückt, um Hohlräume zu schließen.“ Anschließend wird die Grasnarbe wieder aufgelegt und unter der Anleitung von Warburgs aktiven Rentnern klappen die Abläufe in den Pflanzgruppen alles wunderbar. 
 
Besonders Klaus Stalze erzählt nebenbei viel über die Natur- und Tierwelt, in seiner Gruppe dauert ein Baum neun bis elf Minuten, in einer anderen hat eine Schülerin fünf Minuten pro Setzling gestoppt, es wird verglichen und die langsamere Gruppe weist darauf hin, was sie alles besprochen hätten. „Wir arbeiten hier ganz bewusst Generationen übergreifend, es soll Schäden an dem Ökosystem Auenlandschaft vorgebeugt werden, für den Artenschutz und ökologische Ganzheit, das entspricht den Säulen eins und zwei der Erd-Charta“, freut sich Michael Kohlschein, den Flyer der Erd-Charta in der Hand. „Hier haben wir heute gemeinsam mit Euch und den aktiven Rentnern die volle Punktzahl erreicht, sage ich mal“. 
 
Bei der Verabschiedung betont Kohlschein auf eine Frage von Darina und Lora, dass es bei der Pflanzaktion sehr gut funktioniert habe, Wissen von einer älteren Generation an eine weitaus jüngere Generation zu vermitteln, und wie wichtig dieses sei und liest vor „Wissen und Weisheit teilen“ (Anmerkung: Säule 2, Absatz vier der Erd-Charta). „Mit meinen Kindern werde ich auf jeden Fall auch Bäume pflanzen“, entgegnet Darina, sie wisse jetzt, wie das gehe. „Vielen Dank, eine super tolle Aktion, dass wir hier pflanzen dürfen und Sie alles zur Verfügung stellen“, fügt Lora bei der Verabschiedung hinzu und sie käme auch gerne zum Gießen der Bäume. – Schon erhält sie die Telefonnummer von Brauereichef Kohlschein. „Eure Hilfe beim Gießen lehne ich nicht ab, wir ziehen dann mit dem Wassertank von Baum zu Baum, wenn ich den Tank mit dem Trecker ziehe und nicht bei jedem Bäumchen anhalten müsste, um das Wasser zu verteilen, solltet ihr mir zur Hilfe kommen, das wäre klasse!“
 
Foto: Erd-Charta