Kreis Höxter/Warburg (red). Für viele Großstädter ist es bereits Alltag: Sie nutzen immer dann ein Fahrzeug, wenn sie es brauchen. Besitzen müssen sie dafür keines. Modern vernetzte Mobilität mittels Car- und Bike-Sharing ersetzt ihnen das Privatfahrzeug. Ob dies auch ein Modell für den ländlichen Raum sein kann, das diskutierten jetzt Vertreter der Kommunen aus den Kreisen Paderborn und Höxter in Altenbeken. Gerade in kleineren Ortsteilen mit begrenztem ÖPNV-Angebot können sich viele Menschen ein Leben ohne eigenes Auto nicht vorstellen. Dabei stehen Zweit- oder Drittwagen deutlich häufiger vor dem Haus, als dass sie unterwegs sind. Mobilität - modern, nachhaltig und vernetzt ist ein Schlüsselthema der Zukunft, gerade auf dem Land.

Der Einladung von Hans Jürgen Wessels, unterstützt durch Michael Stickeln (Bürgermeistersprecher im Kreis Paderborn und Höxter) waren denn auch Vertreter fast aller Hochstift-Kommunen gefolgt, darunter zahlreiche Bürgermeister. Der NRW-Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn Werner Lübberink und Bahnhofsmanager Martin Nowosad waren ebenso zu Gast wie nph-Verbandsvorsteher Dr. Ulrich Conradi, nph-Geschäftsführer Siegfried Volmer und Matthias Toups vom Zukunftsnetz Mobilität NRW. Dass Altenbeken als Treffpunkt gewählt wurde, war indes kein Zufall. Auf dem Bahnhofsvorplatz konnten sich die Teilnehmer die neue, vom Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (nph) geförderte Mobilstation ansehen, an der neben Bushaltestelle und Kurzzeitparkplätzen ein Solar-Carport mit zwei Ladesäulen und eine Fahrradgarage mit Stellplätzen und E-Bike-Verleih integriert wurde.

Im nächsten Schritt soll nun ein Car-Sharing-Angebot hinzukommen. Hier ist keine Insellösung für Altenbeken anvisiert, sondern der Aufbau eines Netzes in möglichst vielen Orten des Hochstifts. Ein potenzieller Partner könnte die Aschaffenburger Firma app2drive sein. Seine Firma stelle verschiedene Fahrzeugklassen zur Verfügung - vom Kleinwagen über Elektrofahrzeuge bis zum Transporter - rund um die Uhr, so Network Manager Peter Mentzel. Die Kommunen müssten attraktive Parkflächen, möglichst zwei nebeneinander liegende Plätze, kostenfrei zur Verfügung stellen, gegebenenfalls die Infrastruktur für E-Mobilität schaffen und bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Die Nutzung ist dabei relativ simpel: Wer ein Auto ausleihen will, muss sich zunächst auf der app2drive-Homepage registrieren. Anschließend muss man seinen Personalausweis und Führerschein entweder online überprüfen lassen oder geht dafür einmalig zu einem Servicepunkt, meist in den Bürgerbüros der Rathäuser. Dann kann’s schon losgehen. Mit den Zugangsdaten kann das Fahrzeug über Website oder Smartphone-App gebucht werden, sofort oder im Voraus, stunden- oder tageweise. Das Handy öffnet auch das Fahrzeug, der Schlüssel liegt drin. Bis auf die E-Autos, die wegen der noch im Aufbau befindlichen Ladesäuleninfrastruktur zunächst noch einen festen Stellplatz benötigen und zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden müssen, können alle anderen Fahrzeuge auch für eine einfache Strecke genutzt werden.

Gerade im Verbund mit Nachbarkommunen und Kreisen eine echte Alternative zum eigenen Auto. Nach knapp zweistündiger Diskussion signalisierten zahlreiche Teilnehmer Interesse am geplanten car-Sharing-System. In Altenbeken will man noch in diesem Jahr seiner Rolle als >Mobilitätspionier im Hochstift< gerecht werden und in Vertragsverhandlungen einsteigen. Bis Jahresende könnten dann in Altenbeken, Buke und Schwaney Mietautos stehen. Der nph will diese Entwicklung weiter begleiten. So sollen weitere Mobilstationen im Hochstift entstehen und eine Fahr-mit-App alle Mobilitätsangebote bündeln.