Kreis Höxter/Warburg (red). Traditionell gehört in die Mitte eines Irrgartens ein Aussichtspunkt. Die Suche von Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff, der Vorsitzenden der Diotima Gesellschaft e.V., und Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor des Museums Marta Herford, nach dem geeigneten Künstler, der diese im Gräflichen Park Bad Driburg realisieren sollte, mündete bei Michael Sailstorfer. Mit >Kopf und Körper Bad Driburg< hat der in Berlin ansässige Künstler einen hölzernen Hochsitz geschaffen: einen Kopf, der in die Landschaft schaut - und in dem man in die Landschaft schauen kann. Gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Documenta 14 in Kassel und der Skulptur-Projekte in Münster ist die Skulptur des Künstlers Michael Sailstorfer im Irrgarten des Gräflichen Parks fertig geworden. Wer den Hochsitz oder Kopffüßler schon aus der Ferne über die grünen Hecken ragen sieht, möchte unweigerlich wissen, wie die Aussicht von da oben wohl ist. Besucher können Sailstorfers Installation erklimmen. Ein Besuch eignet sich auch bestens für einen Tagesausflug in den Sommerferien, und wer einmal dort ist, kann im 235 Jahre alten englischen Landschaftspark noch wesentlich mehr entdecken: Den Stauden- und Gräsergarten des Landschaftsarchitekten Piet Oudolf, der auch die High Line in New York gestaltete, eine "Social Bench" von Jeppe Hein, den Hölderlin Hain, den Wildpark, Restaurants und vieles mehr. Und wem das nicht reicht, kann das Weltkulturerbe Corvey und die Ausstellung "Wunder Roms" im Paderborner Diözesan-Museum besuchen. „Sailstorfers Kopffüßler ist eine Herzensangelegenheit von mir, für den die Diotima Gesellschaft seit Jahren Spenden eingesammelt hat. Der Irrgarten ist erst durch den Aussichtsturm zentriert und damit vollständig“, meint Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff.

Die Diotima Gesellschaft hat bis jetzt vor allem temporäre Kunstwerke im Gräflichen Park gezeigt: Tony Oursler (Shock Rock 2002), Erik Schmidt (Bogged Down 2010), Bettina Khano (Wolke 2013), Michael Beutler (Ballenernte 2014) und Ina Weber (Trümmerbahnen-Minigolf 2016).


GRÄFLICHER PARK: Der Gräfliche Park ist 1782 von Caspar Heinrich von Sierstorpff als Kurpark zur Belustigung der Kurgäste, wie unter anderem auch Friedrich Hölderlin, Annette von Droste-Hülshoff und vielen weiteren, angelegt worden. Der Landschaftspark ist seit sieben Generationen im Besitz der Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff. Er ist als Ankergarten neben herausragenden Parks wie dem Bergpark Wilhelmshöhe (UNESCO Weltkulturerbe), Schloß Dyck und Parc Oriental de Maulévrier in Frankreich in der Europäischen Gartenroute (EGHN) aufgenommen worden. Außerdem wurde der Gräfliche Park mehrfach unter die zehn schönsten Parks Deutschlands gewählt. Mehr Informationen gibt es unter http://www.graeflicher-park.de/park/der-park.html.


MICHAEL SAILSTORFER: 1979 in Velden geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Seit seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München (bei Olaf Metzel 1999-2005), und am Goldsmiths College in London (2003-2004) stützt sich Sailstorfers skulpturale Praxis auf die kinetische, minimalistische und Pop-Tradition der 1960er- und 1970er-Jahre, aktualisiert durch Inspirationen, die von alltäglichen oder technischen Materialien ausgehen. Indem er diese dekontextualisiert und rekonfiguriert, veranlasst der Künstler radikale Bedeutungsverschiebungen. Die künstlerische Transformation von Objekten und Räumen, nicht zuletzt durch Licht, Ton oder Geruch, fordert physische Grenzen heraus und erzeugt originelle Bilder, die oft eine poetische Dimension vergegenwärtigen. Darüber hinaus befasst sich ein Großteil seiner Arbeit mit natürlichen Kräften und mit der Art, wie wir sie durch Form und physischen Raum wahrnehmen. Oft taucht ein Hauch von Spleen und visuellem Witz in Sailstorfers Kunst auf. Seine Kunstwerke sind immer präzise Antworten auf die Attribute der Orte, für die sie konzipiert sind – sei es die Galerie oder öffentliche Innen- oder Außenräume. Durch internationale Residencies wie Villa Aurora Residency, Los Angeles (2005) oder das Internationale Atelierprogramm, Büro für zeitgenössische Kunst Norwegen, Oslo (2006), sowie durch eine große Anzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen und öffentlichen Kunstprojekten hat Sailstorfers Arbeit weltweite Aufmerksamkeit und Anerkennung gewonnen.