Körbecke/Berlin (red). Landwirte machen sich auf den Weg nach Berlin. Gemeinsam mit Berufskolleginnen und vielen Tausend Menschen aus ganz Deutschland wollen sie am morgigen Samstag, 19. Januar, in der Hauptstadt unter dem Titel „Wir haben Agrarindustrie satt!“ für richtungsweise Änderungen in der deutschen und europäischen Agrarpolitik demonstrieren. Ob sie konventionell oder biologisch wirtschaften, ist für sie dabei nicht entscheidend. Mit dabei sind Julius Jacobi (24) vom Biohof Jacobi in Körbecke und Adrian Koch (25), ein Freund aus der landwirtschaftlichen Schule in Kleve. Julius Jacobi erklärt: „Wir fordern von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner endlich klare Entscheidungen. Die allermeisten Bauern und Bäuerinnen sind längst bereit zu gesellschaftlich gewünschten Veränderungen für mehr Tierwohl sowie umweltschonenden und klimaschonenden Ackerbau. Die Politik muss aber klar sagen, wohin die Entwicklung gehen soll und in welchen Zeiträumen. Wir brauchen Planungssicherheit. Und sie muss vor allem die Förderpolitik grundlegend ändern.“ In Brüssel stehen im Jahr 2019 wichtige Weichenstellungen in der Reform der EU-Agrarpolitik der nächsten sieben Jahre an. „Die Zeit drängt. Es geht um die Zukunft unserer Höfe und um die Akzeptanz der Landwirtschaft in der Bevölkerung insgesamt“, ergänzt Julius Jacobi. In Berlin werden die Treckerfahrer am 19. Januar ab 12.00 Uhr die jährliche Großdemonstration am Rande der Grünen Woche anführen, welche in diesem Jahr am Brandenburger Tor startet. Vorher machen die Bäuerinnen und Bauern mit ihren Treckern um 10.30 Uhr noch Halt am Auswärtigen Amt. Dort übergeben sie ihre Forderungen sowie eine Petition mit dem Titel „Klimakrise aufhalten - eine Zukunft für die Landwirtschaft“ direkt an Ministerin Klöckner sowie Vertreter einer internationalen Agrarministerkonferenz, welche zu diesem Zeitpunkt im Auswärtigen Amt stattfinden wird. Die Demonstration wird von über 50 Organisationen aus Landwirtschaft, Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutz, Entwicklungspolitik und Kirchen getragen, darunter auch die Bauernverbände Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bioland, Demeter, Naturland und Neuland. Konkret fordert Julius Jacobi, der mit seinem Trecker rund 400 Kilometer nach Berlin zurücklegen wird, dass die Fördergelder aus Brüssel nicht mehr schlicht nach der Größe der Betriebsfläche, sondern nach konkreten gesellschaftlichen Leistungen der Betriebe bemessen wird: „Bisher bekommen die größten Betriebe das meiste Geld. Wir wollen, dass in Zukunft mit den Geldern z.B. eine vielfältige Fruchtfolge, artenreiche Weiden, der umweltschonende Einsatz von Düngung und Pflanzenschutz und eine besonders tiergerechte Tierhaltung gezielt belohnt werden. Unsere positiven Leistungen auch für den Klimaschutz, für Naturschutz und lebendige Dörfer müssen endlich wertgeschätzt werden.“ Doch nicht nur wichtige Weichenstellungen in der Förderpolitik müssen nach Ansicht von Julius Jacobi durch die Politik angegangen werden, auch der sogenannte Bodenmarkt verlange mutige politische Entscheidungen. „Ackerland wird zunehmend zum Spekulationsobjekt international agierender Kapitalanleger. Das hat zur Folge, dass die Kauf- und Pachtpreise für uns Bauern und Bäuerinnen mit landwirtschaftlicher Urproduktion nicht mehr zu bezahlen sind. Mehr noch: oftmals werden die Investoren beim Kauf auch noch steuerlich begünstigt. Auf die seit Jahren von Bund und Ländern angekündigten Gegenmaßnahmen warten wir bis heute“, berichtet Julius Jacobi, der sich bei all der politischen Brisanz bei der inzwischen neunten Demonstration für eine bäuerliche und ökologischere Agrarpolitik auch sehr darauf freut, auf der Demo wieder mit vielen Gleichgesinnten zusammenzutreffen. Nähere Informationen zur Demonstration finden sich im Internet unter: https://wir-haben-es-satt.de/trecker/aufruf/